Chesa Via Principela No19

 

A la chertga d'origin

Ein denkmalgeschütztes Engadiner Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert sollte räumlich den neuen Bedürfnissen angepasst und technisch für die Zukunft gerüstet werden.

Das historische Gebäudeensemble mit seinem Wohn- und Ökonomieteil beherbergte unter anderem eine Pferdewechselstation der Albula Post, mehrere Generationen einer Bauernfamilie und kurzzeitig auch den Dorfladen.

Mit den sich ständig ändernden Nutzungen und Bedürfnissen wurde das Haus im Laufe der Jahrhunderte unzähligen strukturellen und räumlichen Anpassungen unterzogen.

Nach dem Umbau erscheinen die ortstypischen Räume, der Eingangsraum „Sulèr“ und der Gewölberaum der Küche, wieder in ihrer ursprünglichen Form.

Wie ein grosses Arvenmöbel steht heute in der Mitte des «befreiten» Eingangsraums und bewusst neben der alten Struktur der Kern mit dem Gästebad. Eine Schicht aus raumhohen Schränken umgibt das Badezimmer und bietet den gewünschten Stauraum, der von allen Seiten unterschiedlich genutzt werden kann. Eine Sitznische, eine Werkbank, eine lange Sitzbank, die eingebaute Waschmaschine und der Kühlschrank bespielen den umfliessenden Raum und führen ihn so wieder näher an seine Ursprungsform des multifunktionalen Eingangsraums, den Sulèr, heran. Die spezielle Geometrie des Einbaus lässt auf einfache Weise überraschende Durchblicke zu und gleichzeitig das Nachmittagslicht tiefer in den Raum vordringen.

Der Einbau hält respektvollen Abstand von den massiven, weissen Mauern mit den unterschiedlichen Nischen und originalen Arventüren.

Statisch relevante Lärchenpfosten und Riegel und eine massive Holzwand, die zum Vorschein kamen, strukturieren heute «as found» den Raum und ihre Präsenz fordert die neuen Einbauten zu einem Dialog auf.

In Übereinstimmung mit der Logik ehrlicher und zeitloser Materialien wurde neben lokaler Engadiner Arve (Zirbel) und Tonplatten auch Schwarzstahl als Oberfläche für die Küche gewählt. Alle drei Materialien sind unverwüstlich und dennoch roh und lebhaft. Ihre unvollkommenen Oberflächen dürfen altern und halten so die Zeitspuren für die nächsten Generationen fest. Wie eine archaische Maschine erinnert die schwarze Küche an Rauchküchen, Ofenrohre und gusseiserne Pfannen.

Suffizienz, Rückbau, ökonomische Bauweise und natürliche unbehandelte Materialien sind grundlegende Bestandteile der Herangehensweise. In diesem Sinne wurde in diesem Projekt auch versucht, Materialien und Geräte nach Möglichkeit wiederzuverwenden. Alle Materialien sind ökologisch, lokal und austauschbar.

Madulain, Juni 2020

Kollaboration Salome Gutscher Architektur - SAGA

Photographs, Florian Amoser

 

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